Über den Trauerfall (4)
Hier finden Sie ganz besondere Erinnerungen an Charles Aznavour, wie z.B. Bilder von schönen Momenten, die Trauerrede oder die Lebensgeschichte.
Charles Aznavour
05.10.2018 um 10:01 Uhr von Redaktion
Charles Aznavour (eigentlich Schahnur Waghinak Asnawurjan, armenisch Šahnowr Valinak Aznavowryan, auch Charles Aznavourian; * 22. Mai 1924 in Paris, Frankreich; † 1. Oktober 2018 in Mouriès) war ein armenisch-französischer Chansonnier, Liedtexter, Komponist und Filmschauspieler. Daneben war er armenischer Botschafter in der Schweiz und ständiger Vertreter Armeniens bei den Vereinten Nationen in Genf. Der Sänger hat fast 200 Millionen Platten weltweit verkauft.
Leben
05.10.2018 um 09:59 Uhr von RedaktionAznavour kam 1924 im Pariser Studentenviertel Quartier Latin in armen Verhältnissen zur Welt. Seine Eltern, ein Künstlerpaar, waren aus ihrer Heimat Smyrna geflüchtet, um dem Völkermord an den Armeniern 1915 zu entkommen. Charles Aznavour hatte eine Schwester namens Aïda Aznavour-Garvarentz.
Aznavour gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten des französischen Chansons. Der Durchbruch gelang ihm 1946, als Édith Piaf auf ihn aufmerksam wurde und ihn auf eine Tournee durch Frankreich und die Vereinigten Staaten mitnahm. Aznavour hat über tausend Chansons geschrieben und sie in fünf Sprachen interpretiert (darunter auch Deutsch, in der Übertragung von Ernst Bader, Walter Brandin, Michael Kunze und Jacky Dreksler). Die deutsch gesungene CD „Das Beste auf Deutsch“ erschien 2004 beim Label EMI. Im Laufe der Jahre sind über hundert Schallplatten entstanden. Er gilt als der international bekannteste französische Sänger.
Die Texte seiner Lieder behandeln oft die Liebe. Einige seiner bekanntesten Chansons sind La Bohème, La Mamma, Hier encore, Que c’est triste Venise, She, Mourir d’aimer, Paris au mois d’août, Je m’voyais déjà, Les Comédiens, Tu t’laisses aller (deutsch: Du lässt dich gehn), Emmenez-moi, Comme ils disent, Pour faire une jam.
„… mit diesem Timbre von Sand und Rost, wie es ein Zeitgenosse beschrieb, sang er Texte, wie es sie zuvor im Genre des französischen Chansons nicht gegeben hatte: über die Symptome der Liebe (‚J’en déduis que je t’aime‘) und ihre körperlichen Freuden (‚Après l’amour‘), über Frauen, die sich gehen lassen (‚Tu t’laisses aller‘), und einsame Transvestiten (‚Comme ils disent‘), über die Kriegskinder (‚Les enfants de la guerre‘) und die Lebenskünstler (‚La Bohème‘).“
– Thomas Steiner: Badische Zeitung
Als Schauspieler wirkte Aznavour in über 70 Filmen mit, unter anderem 1979 in der Oscar-prämierten Verfilmung Die Blechtrommel von Volker Schlöndorff und 2002 in Atom Egoyans Reflexion über Künstler, Erinnerung und die armenische Geschichte Ararat. 2006 war er in seiner letzten Rolle zu sehen: The Colonel. In einem Interview mit der FAZ gab er 2008 an, dass er keine weiteren Filme mehr drehen möchte.
Am 20. Februar 2006 endete Aznavours internationale Abschiedstournee in Essen. Das dortige Konzert galt als sein letztes öffentliches Konzert. Aznavour hatte schon mehrfach Abschiedskonzerte gegeben, auch das in Essen blieb nicht sein letztes. Im September 2006 startete er eine Nordamerika-Tournee, im November 2007 trat er im Pariser Palais des Congrès auf. Im Frühjahr 2008 gab er in Montréal (Kanada) ein weiteres Konzert. Auf der Bühne konnte er bis zuletzt mit körperlicher Fitness und seiner Stimme vor stets ausverkauften Häusern überzeugen, wobei er ohne Teleprompter oder andere Hilfsmittel auftrat und häufig in mehreren Sprachen sang. 2009 arbeitete er mit dem Arrangeur John Clayton zusammen, der seine Chansons neu arrangierte und zusammen mit Aznavour und seiner Clayton/Hamilton-Big-Band neu aufnahm.
Am 30. September 2006 trat Aznavour vor 50.000 Zuschauern auf dem Platz der Republik in der armenischen Hauptstadt Jerewan auf und wandte sich auch auf Armenisch an sein Publikum. Anlass war der erste Staatsbesuch eines französischen Präsidenten (Jacques Chirac) in der Republik Armenien.
Aznavour zählte zu den prominentesten Armeniern weltweit und hat sich vor allem seit dem verheerenden Erdbeben von Spitak 1988 immer wieder für das Land eingesetzt. Im Dezember 2008 wurde Aznavour, der auch Vertreter Armeniens bei der UNICEF war, die armenische Staatsbürgerschaft verliehen.
Seit Juni 2009 war Aznavour in Genf armenischer Botschafter in der Schweiz. Zudem vertrat er sein Land an der Genfer Niederlassung der Vereinten Nationen.
Am 7. Oktober 2011 wurde in Jerewan in seiner Gegenwart sowie der des französischen und des armenischen Präsidenten ein nach ihm benanntes Kulturzentrum eröffnet.
2013 folgten im Rahmen seiner Welttournee Konzerte in Amsterdam, Tel Aviv und London sowie 2014 dann Jerewan, Frankfurt, erneut Tel Aviv, Los Angeles, Rom, Barcelona, Warschau, Moskau, Montreal und New York. Am 22. Mai 2014, seinem 90. Geburtstag, gab Charles Aznavour im Rahmen seiner aktuellen Tournee nach mehr als einem Jahrzehnt erstmals wieder ein Konzert in Deutschland (O2 World Berlin).
2014 und 2015 setzte er seine Welttournee fort. So gab er u. a. Konzerte in Frankfurt/Main, Antwerpen, Genf, St. Petersburg, erneut Moskau und Jerewan, Madrid, Amsterdam, Brüssel und London.
Anfang Mai 2015 erschien bei Universal Music sein inzwischen 46. Album Encores mit insgesamt 12 neuen Chansons.
91 Jahre alt, stand er im September 2015 nach vier Jahren auch wieder in Paris auf der Konzertbühne: Aznavour gab eine Konzertserie mit sechs umjubelten und ausverkauften Auftritten im Pariser Palais des Sports. Hierzu erschien Ende 2015 auch eine Konzert-DVD mit dem kompletten Konzert und vielen Eindrücken „hinter den Kulissen“.
Für 2016 standen im Rahmen seiner Tournee erneut Auftritte in den USA (New York, Boston, Miami, Los Angeles), Japan (Tokyo und Osaka), Kanada (Montreal) sowie Dubai und Bukarest auf dem Programm. Es folgten Marbella, Monaco, Verona, Lissabon, Barcelona, Prag, Amsterdam und Antwerpen. Im April 2016 nahm Charles Aznavour gemeinsam mit George Clooney in Jerewan an der Gedenkfeier zum 101. Jahrestag des Beginns des Völkermords an den Armeniern im Osmanischen Reich teil. Im Dezember 2016 folgten erneut drei Konzerte im Palais des Sports in Paris.
2017 und 2018 wurde die internationale Tournee fortgesetzt mit (ausverkauften) Konzerten in Paris, Madrid, Buenos Aires, Santiago de Chile, Amsterdam, Prag, St. Petersburg, Sao Paulo, Rio de Janeiro, Moskau, Rom, Mailand, Monaco, London, Tokyo, Osaka, Wien, Perth, Sydney und Melbourne sowie einer Tournee durch sieben französische Städte. Im August 2017 wurde er mit einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame verewigt. Sein letztes Konzert fand am 19. September 2018 in Osaka statt, weniger als zwei Wochen vor seinem Tod.
Aznavour hat dreimal geheiratet. 1946 ehelichte er Micheline Rugel, ein Jahr später wurde Tochter Seda geboren, die ihm als Sängerin ins Showgeschäft folgte.[22] 1952 kam Sohn Charles auf die Welt. Nach fünf Jahren wurde die Ehe jedoch geschieden.[23] 1955 heiratete Aznavour Evelyne Plessis, die Ehe hielt bis 1960. Aus dieser Verbindung ging Sohn Patrick (* 1956) hervor.
Privatleben
Im Jahr 1966 lernte Aznavour die Schwedin Ulla Ingegerd Thorssell kennen. Am 11. Januar 1967 heirateten sie. Am 12. Januar 1968 wurden sie vom armenischen Erzbischof in der armenischen Kathedrale St. Johannes der Täufer in Paris kirchlich getraut. Mit ihr hat der Künstler drei weitere Kinder: Katia (* 1969), Misha Lev (* 1971) und Nicolas (* 1977).
Charles Aznavour starb am 1. Oktober 2018 im Alter von 94 Jahren.
Diskografie
05.10.2018 um 09:54 Uhr von RedaktionCharles Aznavour hat über 1000 Lieder (Chansons) aufgenommen, darunter 800 selbst geschriebene.
Filmografie (Auswahl)
05.10.2018 um 09:54 Uhr von Redaktion1959: Mit dem Kopf gegen die Wände (La tête contre les murs)
1960: Schießen Sie auf den Pianisten (Tirez sur le pianiste)
1960: Jenseits des Rheins (Le Passage du Rhin)
1960: Taxi nach Tobruk (Un taxi pour Tobrouk)
1961: Zarte Haut in schwarzer Seide (De quoi tu te mêles Daniela!) (nur Musik)
1962: Horace 62
1965: Ganoven rechnen ab (La métamorphose des cloportes)
1965: Paris im Monat August (Paris au mois d’Août)
1965: 100 Millionen im Eimer (Cent briques et des tuiles) (nur Musik)
1968: Caroline Chérie (Schön wie die Sünde) (Caroline Chérie)
1971: Der letzte Tanz des blonden Teufels (Un beau monstre)
1972: Der selbstsüchtige Riese (Stimme für Erzähler)
1974: Ein Unbekannter rechnet ab (And Then There Were None)
1976: Auf der Fährte des Adlers (Sky Riders)
1976: Die verrückten Reichen (Folies bourgeoises)
1977: Die Muppet Show (TV Show; 1 Folge)
1979: Die Blechtrommel
1980: Teheran 43 (???????-43)
1981: Der Zauberberg
1982: Die Fantome des Hutmachers (Les fantômes du chapelier)
1985: Ausgestoßen (Le Paria) (TV-Miniserie)
1984: Es lebe das Leben (Viva la vie)
2002: Ararat
2002: The Truth About Charlie